Dass es rund um Halfing Kies in vielen Korngrößen und Sortierungen gibt verdankt Kieswerks-Inhaber Josef Murner der Mindel-Kaltzeit vor 450.000 bis 400.000 Jahren. Den heutigen Kies gab es quasi vor die Haustüre geliefert: Aus dem jetzigen Ober- und Unterengadin kommend schob der Inntal-Gletscher gewaltige Gesteinsmassen in allen Größen und Formen vor sich her. Durch Druck, Wasser und Eis wurde aus dem Alpengestein der heutige Kies geschaffen und quasi rund geschliffen.
Kies: per Gletscherexpress angeliefert
Kies ist, vereinfacht gesagt, ein Rohprodukt einer sogenannten Endmoräne. Breitet sich die Eiszunge eines Gletschers aus dann nimmt diese loses Gestein aus der Umgebung ins Eis mit auf – Geologen sprechen von einem sogenannten Geschiebe. Dass es in Südostbayern Kies gewissermaßen in rauen Mengen gibt hat einen trivialen Grund: Auf südostbayerischem Gebiet erstreckte sich die Gletscherzunge des Inn-Chiemsee-Gletschers bis in Höhe von Haag (Landkreis Mühldorf). Halfing, der Sitz der Kiesgrube Murner, konnte also mit reichlich Geschiebe und damit Kies versorgt werden. Als sich die Erde nach der Mindel-Kaltzeit wieder erwärmte zog sich der Inn-Chiemsee-Gletscher langsam wieder in Richtung Alpen zurück und hinterließ nicht nur jede Menge wertvolles Gestein – sondern auch eine enorme Senke, die sich rasch mit Schmelzwasser füllte. Einer der größten Seen Mitteleuropas war entstanden – der Rosenheimer See im Rosenheimer Becken.
Kies: Der letzte Schliff durchs Wasser
Nun entstand jener Kies, den das Kieswerk Murner heutzutage für seine Kunden fördert. Denn das Wasser löste weichere Gesteinsteile und Mineralien aus dem „Roh-Kies“ – und gab dem Gestein somit den letzten Schliff. Der spätere Abfluss des Rosenheimer Sees durch den sich bildenden Inn sorgte dann für Bewegungsenergie, die den Kies auf- und gegeneinander schob und so für die typischen rundlichen Formen sorgte. Härteres Kiesgestein überlebte diesen Schliff in größeren Umfängen – diese bayerisch „Bummerl“ genannten Zierkiese aus dem Kieswerk Murner schmücken heute viele Gärten im Landkreis Rosenheim. Am Rande des Inn wurden hingegen Sedimente abgelagert, in denen der Schotter als ungeschliffenes Geröll überleben konnte, das sogenannte Konglomerat.
Kies: noch reichlich Vorrat…
Vom Rosenheimer See, der einst fast so groß wie der Bodensee war, ist heute nur noch der Simssee als Überbleibsel übrig. Vor allem im Randbereich des Rosenheimer Beckens zwischen Halfing und der Landkreisgrenze südlich von Prien sind jedoch jede Menge Kies- und Schotter-Sedimente eine bleibende Hinterlassenschaft: bis zu 150 m mächtig ist die Schicht.